Wiener Schulamtsleiterin über Homeschooling: Auch in Zeit des physischen Abstands auf Potenziale, Sorgen, Ängste und Hoffnungen der jungen Menschen eingehen.
Das Spezifische des Religionsunterrichtes – die Behandlung existenzieller Fragestellungen in einem “personorientierten Dialog” – ist in der Corona-Krise noch einmal stärker zum Tragen gekommen. Das hat die Wiener Schulamtsleiterin Andrea Pinz am Freitag in einem Rückblick auf die vergangenen Wochen des Homeschooling gegenüber Kathpress festgestellt. Auch in der Zeit des physischen Abstands sei es möglich, auf individuelle Bedürfnisse, auf Potenziale, Sorgen, Ängste und Hoffnungen der jungen Menschen einzugehen. Derzeit stellten sich große Herausforderungen und Fragen, die der Religionsunterricht zum Thema mache und zur Auseinandersetzung mit Antworten aus dem Glauben einlade, sagte Pinz. “Das bewirkt eine neue Nähe, die von Respekt, gegenseitiger Fürsorge und Verbundenheit getragen ist.”
Die Religionslehrkräfte standen mit dem Homeschooling vor einer besonderen Herausforderung, wies die Schulamtsleiterin hin. In der Schule gehe es nicht nur um Vermittlung von Inhalten und Fakten, Schule sei auch wesentlich ein Ort der Begegnung und Beziehung. Und gerade im Religionsunterricht sei der Dialog zwischen Mensch und Inhalt ganz zentral, erklärte Pinz. “Dieser personorientierte Dialog, der aus der unmittelbaren Nähe lebt, musste von einem Tag auf den anderen digitalisiert werden.” Die Religionslehrerinnen und -lehrer hätten sehr schnell erkannt: Es braucht die kontinuierliche Betreuung der Schüler, nicht nur durch das Bereitstellen von Inhalten mit unterschiedlichen Methoden. Pastorale und spirituelle Aspekte rückten dabei in den Vordergrund.
Eine Lehrerin an einer Neuen Mittelschule habe ihr kürzlich berichtet, sie erreiche durch Homeschooling auch einzelne Kinder, die sonst in der Klasse ganz unauffällig sind. “Ohne den Gruppendruck können sie direkt mit mir in Kontakt treten und so lerne ich sie persönlich besser kennen und kann auf sie eingehen”, zitierte Pinz die Lehrerin, die wie viele andere mit hoher Eigenverantwortung und Kreativität agiere.
Die Schulverantwortliche dankte allen Lehrpersonen für ihr professionelles Arbeiten, das sich nicht in “digitalen Häppchen” erschöpfe. Professionelles pädagogisches Handeln habe sich vielmehr “in einer neuen Qualität des Miteinander manifestiert, im Hinhören auf das, was Schülerinnen und Schüler, aber auch Kollegen und Eltern gerade benötigen”, lobte Pinz. Christliche Pädagogik zeige sich dort, wo der ganze Mensch in den Blick genommen wird, in seiner Einzigartigkeit und seiner Würde.
Die Schulämter unterstützen die Religionslehrer z.B. mit einer Sammlung von Materialien und Links auf der Website des Wiener Schulamtes, Rückmeldungen und Erfahrungsberichte aus dem Distanzlernen finden sich gesammelt auf https://www.schulamt.at/2020/04/20/corona-erfahrungsberichte-aus-dem-digitalen-schulraum.
Quelle: Wien, kathpress (KAP) 24.04.2020