optimis-TISCH in eine friedvolle Zukunft

„Es gibt keine Probleme, die nicht am Runden Tisch gelöst werden können“, lautet die Einsicht des Holocaust-Überlebenden Primo Levi ‒ mit dem wichtigen Zusatz: „sofern nur der gute Wille und gegenseitiges Vertrauen bestehen“.

In Zeiten, in denen bewaffnete Konflikte, Zukunftsängste und allgemein ein Klima des gegenseitigen Misstrauens zunehmen, sind konstruktive Handlungsmaximen leider nur allzu oft rar gesät. Umso mehr bedarf es gerade auch im schuli-schen Kontext der gemeinsamen Anstrengung, verschüttete Spuren der Hoffnung wider alle Resignation und Hoffnungslosigkeit freizulegen. Wo also beginnen, wenn nicht dort, wo Menschen wertvolle Zeit ihres Lebens mit ihren Liebsten, mit Familie und Freunden verbringen? Natürlich am Tisch. Er ist oft der Mittelpunkt unseres Lebensraumes, ein Gegenstand, der mehr als nur ein praktisches Möbelstück darstellt, sondern der vor allem auch durch seine ihm innewohnende realitätstranszendierende Kraft zu jenem „abgefallenen Stückgut der Sehnsucht“ (Nelly Sachs) transformiert werden kann, das Grenzen jedweder Art überwindet und Menschen zusammenbringt.

Die Symbolik des gemeinsamen Tisches wurde somit zum zentralen Ausgangspunkt für die wienweite Friedensinitiative optimis-TISCH, initiiert von den Schulämtern und Fachinspektor:innen der Religionsunterricht anbietenden Kirchen und Religionsgesellschaften. Ziel war es, über alle Altersstufen hinweg mittels verschiedenster Tisch-Aktionen das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen sowie Begegnung, Dialog und ein friedliches, solidarisches Miteinander zu ermöglichen. Die rege Teilnahme und die qualitativ überaus hochwertigen Beiträge zeigten, dass mit dem Projekt ein wichtiger Nerv getroffen wurde: Von der 1. – 13. Schulstufe beteiligten sich rund 120 Religionslehrkräfte unterschiedlicher Konfessionen an mehr als 50 Wiener Schulstandorten.

Eine groß inszenierte interreligiöse Festveranstaltung brachte am Mittwoch, 20. März im Festsaal der Bildungsdirektion Wien die unterschiedlichen Akteure zusammen und holte besonders gelungene Projekte stellvertretend vor den Vorhang. Die spürbare Freude an der Begegnung sowie der von einer wohltuenden Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit getragene Wunsch und Wille zum friedlichen Miteinander verbreiteten unter allen anwesenden Gäste ein hoffnungsvolles Bild einer heranwachsen-den Generation, die optimis-TISCH in die Zukunft blickt. Ein solcher Zugang würdigt auch die Tatsache, dass religiöse Vielfalt als Ressource für Frieden unverzichtbar ist. Dazu sei es notwendig, sich in einer religiös pluralen Welt „sprachfähig“ und für andere „verständlich“ zu machen, ein grundlegendes Wissen voneinander und eine Offenheit für die Perspektive des jeweils anderen zu erwerben, so der gemeinsame Tenor der Botschafter des sozialen Zusammenhalts, Regina Polak, Schlomo Hofmeister und Ramazan Demir, welche die einzelnen Projektbeiträge auf besondere Weise würdigten. Der Religionsunterricht in all seinen unterschiedlichen Formen und Ausprägungen bietet in diesem Zusammenhang einen weiten und unverzichtbaren Aktionsradius, um Werte wie Toleranz, Respekt, Anerkennung und Menschenwürde im schulischen Kontext einzuüben, verbunden mit dem Ziel, an einem zukunftsfähigen Fundament für eine friedvolle und demokratische Gesellschaft tatkräftig mitzuwirken. Fazit: Frieden braucht optimis-TISCHEN Religionsunterricht und Menschen, die sich nicht davor scheuen, sich gemeinsam an den Tisch zu setzen.

Folgende Schulen waren an der Präsentation im Rahmen der Festveranstaltung beteiligt:
VS Prückelmayergasse, Heilstättenschule AKH, HTL Spengergasse, MIM Wendstattgasse, Bildungszentrum Kenyongasse, Bildungscampus Flora Fries.

Im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen werden im Quo vadis?, Stephansplatz 6 (Zwettlerhof), ausgewählte Projektbeiträge präsentiert.


Weitere Informationen: FI Mag. Andreas Niedermayr
Schulamt EDW/3. April 2024/Foto: Weinstich, Peter (Schulamt EDW)