Neu ernannter Erzbischof Grünwidl: „Ich möchte Seelsorger, Teamplayer und Brückenbauer sein“

In einer Pressekonferenz der Erzdiözese Wien stellte sich der neu ernannte Erzbischof Josef Grünwidl vor.

Josef Grünwidl freute sich über das große mediale Interesse bei der Pressekonferenz und gab offen zu: „Wir mussten lange auf einen neuen Erzbischof warten und ein bisschen bin ich mit schuld.“ Grünwidl erklärte, dass er von der Arbeit und der Vielfältigkeit der Bereiche in den ersten Wochen als Apostolischer Administrator erschlagen war und sich im März tatsächlich nicht vorstellen konnte, diese große Aufgabe zu übernehmen. Das habe er auch dem Nuntius gesagt, der diese Botschaft an den Papst und das Dikasterium in Rom weitergetragen habe. „Damit habe ich gedacht, dass für mich alles erledigt ist.“ Der Nuntius und der Papst haben dieses ‚Nein’ aber nicht akzeptiert und auch für Josef Grünwidl habe sich einiges in den darauffolgenden Monaten verändert. „Ich bin von so vielen Menschen bestärkt und gebeten worden ‚Ja‘ zu sagen.“ Er fügte hinzu: „Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen: Gott will mich nicht perfekt, sondern verfügbar. Daher sage ich aus vollem Herzen ‚Ja‘.“

„Ich nehme diese Aufgabe mit Demut an und gehe ein Stück mit der Diözese mit.“ Er bat um Verständnis, dass er so kurz nach der Ernennung noch kein fertiges Programm habe. Aber er könne schon sagen: „Ich möchte Seelsorger, Teamplayer und Brückenbauer sein.“ Schließlich sei er 32 Jahre lang in der Seelsorge tätig gewesen. Er führte aus, was für ihn Seelsorge bedeute: „Sich zum Beispiel mit einer jungen Familie freuen, wenn ein Kind auf die Welt kommt und es taufen oder am Lebensabend den Menschen zur Seite stehen. Es geht immer darum, den Einzelnen zu begleiten.“ Daher möchte er nicht in Verwaltungsaufgaben untergehen, sondern Seelsorger bleiben und zu den Menschen gehen.

„Ich sehe mich als jemanden, der im Gespräch ist. Gestalten wir Kirche miteinander.“
Grünwidl möchte Brückenbauer sein, der Kardinal sei in diesem Punkt ein großes Vorbild für ihn. Dabei möchte er im innerkirchlichen, ökumenischen und interreligiösen Dialog sein. Josef Grünwidl machte in der Pressekonferenz klar, dass er – so wie Papst Franziskus und Papst Leo – die Armen im Blick habe. Dabei zitierte er aus einem Schreiben von Papst Leo: ‚Die Lebenssituation der Armen ist ein Schrei, der die Praxis der Kirche ständig hinterfragt.‘ „Ich möchte mich sehr bemühen, dass ich Kontakte mit den Armen habe. Ich begegne täglich Menschen, die rund um den Dom schlafen,“ machte Grünwidl klar, dass er für diese Menschen da sein möchte. Er werde keine Kommentare zur Tagespolitik machen, aber wo es um Menschenrechte, Schutz des Lebens, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gehe, werde er sich zu Wort melden. Für die österreichische Kirche werde in bewährter Weise der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, sprechen.

„Die Kirche ist lebendig“
„Die Kirche ist besser als ihr Ruf. Sie lebt in den Pfarren, Ordensgemeinschaften, der Caritas, dem Ehrenamt und den Religionslehrenden.“ Und seine Aufgabe sei es, als Seelsorger und Teamplayer Hoffnung zu verbreiten.

Kardinal Schönborn: „Ich habe mir gewünscht, dass er Erzbischof wird.“
Kardinal Schönborn zeigte sich hocherfreut über die Ernennung Josef Grünwidls zum Erzbischof von Wien: „Jetzt haben Sie ihn gehört und wissen, warum ich mir gewünscht habe, dass er Erzbischof wird.“

„Mit Gottes Segen wird es ein guter Weg sein, den wir miteinander gehen dürfen,“ so Josef Grünwidl.

Mitarbeitergebet im Stephansdom: „Ich verspreche euch: Es ist ein ‚Ja‘ von ganzem Herzen und mit Freude.“
Nach der Pressekonferenz betete die Diözese mit ihrem neu ernannten Erzbischof im Stephansdom. Kardinal Schönborn eröffnete das Gebet mit den Worten „Danke, dass du ‚Ja‘ gesagt hast,“ und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu, dass eine Geburt ja auch lange dauere. Auch Josef Grünwidl erklärte noch einmal, warum er für sein ‚Ja‘ so lange gebraucht habe, aber dass es nun eines aus vollem Herzen sei. Er bedankte sich bei Kardinal Schönborn und bei allen für die Ermutigung, das Amt anzutreten. „Ich verspreche euch: Es ist ein ‚Ja‘ von ganzem Herzen und mit Freude.“

Josef Grünwidl rief die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Zitat des Tagesheiligen Ignatius von Antiochien auf: „Nehmt die Melodie Gottes in euch auf“. Die “Melodie Gottes” sei das Evangelium und „diesen Ohrwurm möchte ich den Menschen ins Hirn und Herz setzen.“ „Mit Gottes Segen wird es ein guter Weg sein, den wir miteinander gehen dürfen,“ gab Josef Grünwidl abschließend allen mit.

Bericht: Erzdiözese Wien, 19.10.2025,red:/Katharina Mayr/Fotos: ED Wien, Stephan Schönlaub